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Politische Bildung » Schulkultur und Schulentwicklung » Partizipationsmöglichkeiten in der Schule » Aushandlungsmodell als partizipativer Ansatz demokratischer Schulentwicklung

Aushandlungsgruppen als Orte partizipativer Schulentwicklung

Im schulischen Kontext entstehen Aushandlungsprozesse häufig dann, wenn es um Aspekte der Schulentwicklung geht bzw. zentrale Fragen der Schule zu bearbeiten sind. Die Einrichtung von Aushandlungsgruppen ermöglicht es, Vertreterinnen und Vertreter aller schulischer Interessensgruppen (u. a. Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Schülerinnen und Schüler, Eltern/Erziehungsberechtige, technisches Personal sowie außerschulische Partner) in einen Austauschprozess treten zu lassen, in dem gemeinsam Fragestellungen bearbeitet, mögliche Herausforderungen analysiert und Ziele und deren Umsetzungsmöglichkeiten sowie die dafür erforderlichen Maßnahmen ausgehandelt werden.

Zentrales Prinzip eines Aushandlungsprozesses ist es, konsensorientiert vorzugehen, da so Entscheidungen höhere Akzeptanz erfahren.

In der Entscheidungsfindung sollten geäußerte Bedenken ernst genommen und aufgegriffen werden. Dabei gilt es aber, Bedenkenträger auch in die Pflicht zu nehmen, indem sie ihre Bedenken konkretisieren und versuchen, alternative Vorschläge nennen. Wichtig für Aushandlungsprozesse ist es also, einen Interessensausgleich anzustreben, bei dem alle Beteiligten gleiches Gehör finden.

In einem ersten Schritt sollten die Vorschläge der einzelnen Interessens- bzw. Anspruchsgruppen ermittelt und ausgewertet werden, z. B. durch Workshops oder Befragungen. Es hat sich dabei bewährt, zunächst positive Erfahrungen im Miteinander und in der Zusammenarbeit zu sammeln, um diese für die Weiterentwicklung nutzen zu können.

In einem zweiten Schritt sollte jede einzelne Interessensgruppe Regelvorschriften für ihre eigene Gruppe formulieren. Dies kann z. B. durch Fragestellungen erfolgen: „Was kann unsere Gruppe dazu beitragen, die Zusammenarbeit und das Miteinander an unserer Schule zu verbessern?“ Darüber hinaus geben Wünsche - an die jeweils anderen Gruppen formuliert - Aufschluss über mögliche Entwicklungsschwerpunkte, beispielsweise könnten Lehrkräfte sich eine intensivere Elternzusammenarbeit wünschen oder Eltern und Schülerinnen und Schüler sich einen besseren Informationsfluss seitens der Schule erbeten.

Wichtig erscheint es in dieser Phase v. a., dass die einzelnen Interessensgruppen in einen Austausch treten und ihre gegenseitigen Wünsche und Bedürfnisse wahrnehmen und sich so konkrete Entwicklungsfelder für die Schulentwicklung herauskristallisieren. Im Anschluss an die Ermittlung der unterschiedlichen Interessen und Wünsche kann dann die Einrichtung einer Aushandlungsrunde erfolgen.

Die Teilnahme sollte in jedem Fall auf freiwilliger Basis erfolgen und muss nicht in Zusammenhang mit einem bereits übernommenen Amt wie Elternsprecherin/Elternsprecher oder Schülersprecherin/Schülersprecher stehen. Allerdings sollten die Vertreterinnen und Vertreter in den Aushandlungsgruppen einen engen Austausch mit den etablierten Gremien ihrer Schule anstreben, sodass der Kommunikationsfluss entsprechend gewährleistet wird. Insgesamt kann eine Aushandlungsrunde bis zu 30 Teilnehmende aufnehmen, z. B.

6 bis 10 Lehrkräfte,

6 bis 10 Eltern/Erziehungsberechtigte,

8 bis 14 Schülerinnen und Schüler,

1 bis 2 Mitglieder der Schulleitung und

1 bis 3 Personen der weiteren Anspruchsgruppen

Zwar sollte auf eine gleichmäßige Verteilung der Gruppenmitglieder geachtet werden, doch kommt es weniger auf eine paritätische Besetzung an, da im Aushandlungsprozess nicht die Anzahl der Stimmen entscheidend ist, sondern die Zustimmung und Zufriedenheit aller Beteiligten im Vordergrund steht. Die Aushandlungsrunden sollten sich in regelmäßigen Abständen treffen.Um sich anzunähern und besser kennenzulernen, empfiehlt es sich, dem ersten Treffen ausreichend Zeit einzuräumen und es in einer entspannten Atmosphäre stattfinden zu lassen.

 

Aushandlungsprozesse als Instrument demokratischer Schulentwicklung

Schütze, Dorothea (2012)
In: Demokratische Schulentwicklung begleiten, Interkulturelle Beiträge 46.
RAA Brandenburg, Potsdam. S. 34-43

Das Aushandlungsmodell – ein partizipativer Ansatz demokratischer Schulentwicklung

Hildebrandt, Dr. Marcus / Schütze, Dorothea (2007)
In: Demokratische Partizipation in der Schule. Wochenschau-Verlag. S.126-141

Demokratische Schulentwicklung. Partizipations- und Aushandlungsansätze im Berliner BLK-Vorhaben „Demokratie lernen und leben. Begleitheft zum Praxisbaukasten

Hildebrandt, Dr. Marcus / Schütze, Dorothea (2006)
RAA Berlin